Für die einen war es wie "ein Ausflug mit sportlicher Seniorenanimation", die anderen kamen sich vor "wie auf Klassenfahrt". Und beides stimmte. Für alles war gesorgt. Erika Fliege hatte die Wanderfahrt nach Schwerin perfekt geplant und zusammen mit Antje Hellwig eine abwechslungsreiche Tour organisiert. Vier Rudertage lang, vom 22.8. bis zum 25.8. 2019 konnten zehn RuderkameradInnen eine traumhaft schöne Seenlandschaft entdecken.
Untergebracht waren wir in den Gästezimmern der Schweriner Rudergesellschaft. Ein modernes Niedrigenergiehaus mit einer großzügigen Sonnenterrasse und einer beeindruckenden Kulisse. Von fast jedem Winkel der Terrasse bot sich der Blick auf das Schweriner Schloss. Unten, gleich neben dem Bootshaus, ein Restaurant.
Nicht nur das Quartier, auch die Ruderboote haben wir von der Schweriner Rudergesellschaft gemietet, zwei handgesteuerte Vierer, die "Südwind" und die "Plau", alte, leicht knarzende Holzboote, noch zu DDR- Zeiten gefertigt.
Gleich am ersten Tag lernten wir die Weite der Seenlandschaft kennen. Wir ruderten vom Schweriner Innensee in den Außensee. Viel Sonne und so gut wie kein Wind, fast Flaute und die erste Gelegenheit für intensive Rudertechnik-Schulungen. Für die Mittags-Einkehr hatten wir Schloss Wiligrad angepeilt, konnten dann aber doch nicht an Land gehen, weil der Strand voller Steine war. So ruderten wir nach Lübstorf und ruhten uns in der Kneipe "Zum Anker" aus. Über den Langen Graben, den Ziegelsee und den Heidensee ging es dann zurück. Immer das Schweriner Schloss im Blick. Der Rudertag klang auf dem Burgsee aus. Zum Schluss noch einmal ums Schloss rum - ein Pflicht- Ritual am Ende jedes Rudertages.
"Seid froh, dass ihr keinen Ostwind habt", rief uns eine Schweriner Ruderin am Morgen des zweiten Tages zu, als wir unsere Boote startklar machten. Der Ostwind. Berühmt, berüchtigt, weil er Ruderer zwingt, an Land zu bleiben, statt ins Boot zu steigen. Uns hat der Ostwind verschont, der Wind kam wenn überhaupt nur leicht von Süden, und wir konnten mit unseren Booten den fast spiegelglatten Schweriner Innen-See umrunden. Die Rastplatz-Suche blieb anspruchsvoll, Leezen war das eigentliche Ziel, aber wir schossen vorbei und landeten in Görslow, banden die Boote im flachen Wasser an Bäumen fest und suchten uns schattige Plätze am Uferrand. Die nächste Etappe führte uns vorbei an der Insel Kaninchenwerder zum Campingplatz Raben Steinfeld, wo Helga Lieser auf uns wartete, und wir uns gemeinsam bei Rhabarber- Kuchen, Kaffee und Bier stärkten.
Mit jedem Tag in Schwerin näherten sich die Temperaturen weiter in Richtung 30 Grad-Marke. Der Himmel war fast wolkenfrei, die Sonne hatte viel Kraft, und so waren wir froh, dass unsere Tour am dritten Tag durch den ruhigen Störkanal führte, zwischen schattigen Baumalleen entlang bis nach Banzkow. Ein kurzer Spaziergang führte uns durch das Dorf, mit roter Backsteinkirche im Zentrum, vorbei an reetgedeckten Häusern. Auf unserem Rückweg auf Wasser zog es uns wieder zu Helga nach Raben Steinfeld. Wobei wir dem heimischen Campingplatz-Publikum ein slapstickhaftes Anlegemanöver boten. Irgendwann hatten wir dann doch alle festen Boden unter den Füßen.
Wie viele Bootsschuppen, Bootshäuser aber auch Wohnhäuser am Rande der Schweriner Seen liegen, konnten wir vor allem am vierten und letzten Tag unserer Tour entdecken. Sie führte uns noch einmal durch den Heiden- und den Ziegelsee. An einem Sonntag mit vielen Ausflüglern und erhöhter Motorboot- Dichte auf dem Wasser. Unsere Steuermänner- und Frauen hatten ordentlich zu tun, unsere Holzboote sicher über die Seen zu manövrieren. Eine letzte Schlossrunde, ein gründliches Saubermachen unserer geliehenen Boote, und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von Schwerin.
115 Kilometer in vier Tagen. Vor einer märchenhaften Kulisse. In einer abwechslungsreichen Landschaft. Mit einer abendlichen Erkundungstour der örtlichen Gastronomie. Das war eine Wanderruderfahrt "á la carte".
Die Mannschaft dankt ganz herzlich Erika und Antje.