Einige kennen sich bereits seit einem halben Jahrhundert, und so lang rudern sie auch schon zusammen: Zum Beispiel Ralph Hannemann und Dieter Henschel vom WSVG und Henrik Larsen vom Hellerup Roklub. Die alten Ruderhasen haben schon Einiges hinter sich: Große und kleine Wellen, Sturm und Gegenwind, ruhige und träge Gewässer. Die gemeinsame Rudertour zu Christi Himmelfahrt gehört zu den Klassikern der jeweiligen Vereinsgeschichte, mal von den Dänen organisiert, mal von den Godesbergern, immer im Wechsel.
2018 ist der WSVG als Gastgeber an der Reihe. Zum 50. Geburtstag der deutsch-dänischen Freundschaft haben Ilse und Ralph die 30-köpfige Truppe in Treis an der Mosel einquartiert. Ein Großreisebus bringt die gesamte Mannschaft vom Godesberger Bootshaus direkt zum gemütlichen Hotel, das unmittelbar am Fluss gelegen ist.
Am Morgen des ersten Rudertages scheint sich eine alte Regel zu bewahrheiten: „Deutschland-Wetter“ - immer, wenn die Dänen zu Besuch sind, ist es kalt oder es regnet oder beides. Selbst die sportbegeisterten Ruderer aus Hellerup sind an diesem Tag nicht traurig, dass in Cochem Schluss ist und die Etappenleistung flussaufwärts mit insgesamt 25 Kilometern etwas bescheidener ausfällt als geplant. Stärkerer Regen kommt glücklicherweise erst zur Mittagszeit auf, als alle schon schützende Bäume erreicht haben und später ins warme Café flüchten können.
Da zeigt sich Tag zwei wesentlich freundlicher. Es klart auf. Das Deutschland-Wetter gerät allmählich unter dänischen Hochdruck-Einfluss. In den 50 Jahren haben sich die meteorologischen Elemente bei den Freunden im Norden als wesentlich stabiler und zuverlässiger erwiesen - als „Dänen-Wetter“ eben. Sechs WSVG-Boote nehmen nun von Treis aus Kurs auf Koblenz. 36 Kilometer Mosel-abwärts klingen nicht viel, ziehen sich aber, vor allem wegen zweier Großschleusen, vor denen man lange warten muss. Und das letzte Stück, der sogenannte Moselstausee im Moselbogen mit der letzten Staustufe vor der Rheinmündung, hat null Strömung. Gestärkt mit heimischem Winzerbraten versammelt sich das deutsch-dänische Ruderteam bei einer Schnapsprobe. Edelbrände aus Rotem Mosel-Weinbergpfirsich sind die lokale Spezialität und bringen müde Muskeln wieder in Form.
Ein volles Programm – super vorbereitet und präzise organisiert von Ilse und Ralph und tatkräftig unterstützt von Katja und Boris und weiteren Helfern. Höhepunkt der Samstag: Kurz vor dem deutschen Eck stoßen drei weitere Boote mit Ruderern vom WSVG dazu, und die etwa 45köpfige deutsch-dänische Mannschaft nimmt bei sommerlichen Temperaturen und viel Sonnenschein – bei wahrem Dänen-Wetter - die finale Strecke von rund 60 Kilometern bis Godesberg in Angriff. Eine gelungene Wanderfahrt entlang der Weinberge und Burgen, die vor allem die Kopenhagener fasziniert haben.
Ahoi auf die deutsch-dänische Freundschaft, die am Abend mit Buffet und Diashow abschließend gefeiert worden ist. Dass Mitglieder des WSVG und aus Hellerup auch weiterhin gemeinsam rudern werden, daran zweifelt niemand. Der persönliche Kontakt und das Engagement sind ungebrochen, um diese Verbindung aufrechtzuerhalten. Es sieht so aus, als würde diese Tradition noch lange weiter leben.
Susanne Grüter