Vorbereitungszeit: Während dieser Zeit lernt die an einem Eintritt in unsere Gemeinschaft interessierte Frau unsere Gemeinschaft näher kennen. Sie wird von einer Schwester begleitet. In der Zeit lernt auch die Gemeinschaft die Interessentin kennen. Findet die Frau mehr Klarheit über ihren Weg und sieht sie ihn in unserer Gemeinschaft, kann sie darum anfragen, in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Nachdem ich im Mai 2017 das erste Mal den Ruderclub am linksrheinischen Rheinufer, also auf der richtigen, - nicht der schääl - Sick betreten hatte, begann meine Vorbereitungszeit. Ich lernte die Gemeinde des Wassersports zuerst im Kasten, dann auf dem Rhein im Anfängerboot näher kennen. Begleitet und betreut wurde ich in dieser Anfangszeit von Hartmut. Bei Zweifeln und Austrittsgedanken bestärkte er mich und holte mich per WhatsApp und freundlicher Ermunterungen wieder ins Boot zurück. In dieser Zeit hatte auch die Gemeinschaft die Chance mich näher kennen zu lernen und befand, dass ich geeignet sei, an einer ersten Wanderfahrt, der sog. Anfängerwanderfahrt an die Lahn teilzunehmen.
Das Postulat: Mit dem Eintritt in die Gemeinschaft beginnt die erste Phase der eigentlichen Ordensausbildung: das Postulat. In dieser Zeit gilt es, sich enger mit der Berufung auseinanderzusetzen und die eigene Berufung in diese Ordensgemeinschaft zu überprüfen.
Nach dieser Fahrt war klar, dass ich ein zahlendes Mitglied der Gemeinschaft werden wollte und damit begann mein Postulat. Diese Zeit von ca. ein bis zwei Jahren dient dazu, viele Rheinkilometer in Skullbooten oder dem Riemenachter zu absolvieren. Die Postulantin wird angeleitet, die Technik beim „Abt“ Andreas zu erlernen, mit Fritz, dem Vorsitzenden des Rates der „Silberlocken“ bis zum Pfannkuchenschiff zu rudern und die harten Winter auf dem Ergo zu überstehen. Letzteres ist mir leider nicht gelungen. Auch hier schlüpfte ich wieder unter die Fittiche meines „Erstausbilders“ in den Kasten. Insgesamt ist es eine Zeit des intensiveren Kennenlernens der Gemeinschaft und der Verbesserung der Rudertechnik.
Das Noviziat: Das Noviziat ist eine intensive Zeit zur Vorbereitung auf die Ablegung der Gelübde.
Ende Januar war es dann so weit. Die „Ordensleitung“ Hannemann hat nach Rücksprache mit anderen TeilnehmerInnnen entschieden, dass ich nach knapp zwei Jahren und fast 1000 Flusskilometern, das Noviziat auf der Ostsee im Rahmen der deutsch-dänischen Freundschaft antreten darf. Ich hatte scheinbar die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt: fast abgeschlossene Ruderausbildung, im WSVG beheimatet, aktive Teilnahme am Gemeindeleben, Interesse an interkulturellen Austausch, gute körperliche und psychische Gesundheit, Durchhaltevermögen.
Am Tag vor Christi Himmelfahrt starteten wir gemäß der benediktinischen Regel bereits sehr früh um 6:00 Uhr Richtung Dänemark. Trotz der Anweisung „für einen Toilettengang halten wir nicht an“, kamen wir mit unserem „Piloten“ Boris problemlos und entspannt in Svendborg, dem Zentrum des südfünischen Inselmeeres, an. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit im Dreier bzw. „Vierer“ – Zimmer (ohne Steuermann) begannen für mich und Christian – ein dänischer Novize aus Hellerup - das eigentliche Noviziat. Am ersten Morgen wurden wir wie auch an den folgenden Tagen von dem dänischen „Obercox“ Henrik in Mannschaften eingeteilt. Sein dänischer Ruderfreund Karl informierte uns anschließend über die Streckenführung.
So ging es bei kühlen Temperaturen und Westwind erstmals für mich mit dem Ruderboot auf die Ostsee. Erstes Etappenziel sollte die nahegelegene Insel Tåsinge mit dem berühmten Schloss (Slot) Valdemar sein. Nichts leichter als das – dachte ich in meinem „jugendlichen“ Leichtsinn –, da die breiten, schweren dänischen Riemenboote mit versetzten Sitzplätzen auf den ersten Blick so unsinkbar wie die Titanic schienen. Also besonders geeignet für eine Rudernovizin mit „Vorkenntnissen“, die in ihrer Vorbereitungszeit bei Hartmut entsprechende Einheiten auf unserem heimischen Achter absolviert hatte. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Etwa nach zehn Minuten – die Ostsee tobte, der Wind blies uns um die Ohren - gab mein „Cox“ Anders im Bug lautstark Anweisungen: Dewael, Gør årer lang, skifte. Ich verstand trotz meines Latinums nichts. Ein Ruck ging durch das Boot, der Riemen schlug mir gegen das Kinn und fegte mich fast aus dem Boot. Es wackelte, im Boot entstand Hektik, der letzte Mann im Boot stieg über alle Köpfe – auch über meinen – hinweg auf den Steuersitz, alle rutschen einen Platz nach hinten. Ich verstand nicht, was gerade passierte und ließ mich in meiner Not auch nach hinten fallen, plumste in meiner Panik auf die Rollschienen, rappelte mich auf, erwischte irgendwie den Sitz und hörte nur noch etwas, das so ähnlich klang wie ”ro up”. Blitzschnell schloss ich aus dem Kommando, dass es wohl weitergehen sollte, versuchte mich zu organisieren und hatte schon einen Krebs gefangen. Peinlich – das gesamte Boot wackelte erneut dramatisch. Der Cox rief auf Deutsch ”Ruder halt”. Ich durfte mich mit hochrotem Kopf (ganz ohne Rouge auf den Wangen, aber mit viel Schamesröte, Anstrengung und Wind) sortieren, erkläre, dass ich Anfängerin sei und sowieso keine Ahnung hätte. Mein anschließendes Stoßgebet zum Himmel, oh Herr – schick mir Rettung in der Not – wurde erhört, denn vor uns tauchte ”Valdemar Slot” – unser Pausenziel – auf. Während die Novizin noch den Steg suchte, stand der Rest der Mannschaft bereits fertig umgezogen mit Wasserschuhen und hochgekrempelten Hosen im Meer und zog das Boot an Land. Wir strandeten im wahrsten Sinn des Wortes. Irgendwie schaffte auch ich es an Land und dankte meinem Herrgott. Die ”Vesper” auf der grünen Insel und der Zuspruch meiner dänischen und deutschen MitruderkameradInnen, bauten mich ein wenig auf und ließen mich zur Ruhe kommen. Anerkennung hatte ich an diesem Tag weniger durch meine Ruderkompetenz erworben, als damit – dank der göttlichen Intuition von oben – den Mitbrüdern und vor allem Schwestern den Weg zu ”echten” Toiletten auf Valdemar Slot zu weisen, die ich selbst nicht ausfindig machen konnte. Die Wege des Herrn sind häufig unergründlich. Wie ein Wunder erschien mir auch die Anweisung unseres dänischen Ruderfreundes Karl, dass wir an diesem Tag die Tour aufgrund des starken Windes abbrechen und nur noch heimwärts rudern. In meinem Boot gab es ein Einsehen, dass man der Novizin noch nicht die Verantwortung des Bootes am Steuer überlassen könne, und dass das Skifte überbewertet werde, so dass ich einigermaßen gut gegen die Strömung und den Wind heimwärts kam.
Nach einem schönen gemeinsamen Abend, an dem ich meine Ängste und Verfehlungen den Hannemännern beichten konnte, erhielt ich am nächsten Tag mit Boris einen Ausbilder an die Seite gestellt, der nicht nur angehenden Piloten das Fliegen beibringen kann, sondern auch sehr entspannt hoffnungslosen Novizinnen das Rudern und Steuern auf der Ostsee. Auf der Tour zu den Inseln Skarø und Hjortø bei angenehmen Temperaturen und wenig Wind fand ich meinen Glauben an meine Fähigkeiten wieder und es keimte die Hoffnung auf, das Noviziat doch erfolgreich beenden zu können. Wieder einmal mit roten Wangen, diesmal aber gezeichnet von der Sonne und dem Stolz, dass auch ich meine Mannschaft sicher nach Hause bringen konnte, stieg ich am Spätnachmittag überschwänglich aus dem Boot und beendete den Rudertag mit einer großen inneren Zufriedenheit und großer Freude.
Profess: Am
Ende des Noviziats stellt die Novizin die Anfrage auf die Zulassung zur ersten zeitlichen Profess. Mit der "Feierlichen Profess" endet die Zeit der Ausbildung. Die Novizin gehört nun mit allen
Rechten und Pflichten zu unserer Gemeinschaft. Mit der Ersten Profess bindet sich die Novizin für (zuerst) ein Jahr an die Kongregation.
Die letzte Tagestour führte uns bei starkem Wind und hoher Sonneneinstrahlung nach Thurø und in den Hafen der kleinen beschaulichen Fachwerkstadt Troemse. In meinem Boot mit durchgehend dänischer Besatzung und der hilfsbereiten freundlichen ”Ersatzfrau” Lilian erhielt ich dann den letzten ruderfachlichen und sprachlichen Schliff. Beim abschließenden ”Social Dinner” im schönen Bootshaus von Svendborg wurde ich dann offiziell gemeinsam mit meinem dänischen Novizen Christian von ”Obercox” Henrik in die deutsch-dänische Rudergemeinschaft aufgenommen.
Ich bedanke mich bei allen MitruderInnen für die unvergessliche Reise und die herrlichen Tage in Svendborg, insbesondere bei den ”Hannemännern und Hannefrauen” durch deren langjährigen Einsatz der alljährliche Ruderaustausch ermöglicht wird. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr in Lübeck wieder dabei sein kann, jetzt als ”Professschwester”, die dann beim Skullen nach einem weiteren Technikjahr bei Andreas und Cora eine ”professionellere” Figur macht.